„Meet a Jew“ – Begegnung am Schmeller-Gymnasium

Dürfen Juden Gummibärchen essen, in denen Gelatine vom Schwein enthalten ist? Wie steht das Judentum zu Homosexualität? Wie heiraten Juden? Wie wird man Jude bzw. wird man getauft? Gibt es in der Synagoge so etwas wie Ministranten? Haben jüdische Kinder eine Kommunion, Firmung oder Konfirmation? Haben Sie schon einmal einen Zettel in die Klagemauer gesteckt? Christen tragen ein Kreuz als Kettenanhänger. Was tragen Juden? Dürfen Frauen Rabbi sein? Gibt es im Judentum ein Pendant zum katholischen Papst? Was kostet eine handgeschriebene Torarolle?

Frau Elisabeth Gross, eine jüdische Mitbürgerin aus Cham, besuchte am letzten Freitag die Schüler*innen der 7. Klassen des Gymnasiums. Sie stellte zunächst anhand von religiösen Anschauungsobjekten den Ablauf des Schabbats vor und erklärte den Kindern die Bedeutung der jüdischen Feste im Jahreskreislauf. Der jüdische Ruhetag beginnt am Freitagabend und endet Samstagabend. Sie zeigte den Kindern verschiedene Kippas, die jeder Jude bzw. jede Jüdin selbst gestalten könne, manche tragen sogar die Vereinswappen von Fußballvereinen. Der Gebetsschal, Tallit genannt, die Tora mit den fünf Büchern Mose und der neunarmige Leuchter wurden ebenfalls präsentiert. Auf Bitte eines Schülers hin las die Besucherin einen kurzen Text aus der Schöpfungsgeschichte auf Hebräisch, also von rechts nach links, vor.

Die jüdischen Gemeinden feiern das wichtigste Fest Jom Kippur zur Sündenvergebung im Oktober, zudem gibt es zwei Erntedankfeste, eines im späten Frühling und eines im Herbst. In letztere Jahreszeit fällt auch das Neujahrsfest. An Chanukka, im November/Dezember, wird für acht Tage der neunarmige Kerzenleuchter entzündet und soll an das ewige Licht im zerstörten Tempel erinnern. Daneben gibt es noch einen jüdischen Fasching, „Purim“ genannt, sowie das Pessachfest, das meist um unser Ostern herum gefeiert wird und an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert.

Wie eingangs ersichtlich, stellten die Schüler*innen der Besucherin sehr viele Fragen. So existieren im Judentum 613 Gebote, darunter auch die Zehn Gebote sowie zahlreiche Speisegebote: kein Schweinefleisch, kein mit Milch/Sahne gekochtes Fleisch, keine Muscheln, keine Krebse und keinen Aal. Es stehen nur Fische auf dem Speiseplan, die Flossen und Schuppen haben. Das liberale Judentum erlaubt Homoehen und Tel Aviv sei bei homosexuellen Paaren als Wohnort sehr beliebt. Juden müssen nicht in der Synagoge heiraten, sie können sich im Freien trauen lassen und das Brautpaar steht unter einem Baldachin, der aus einem großen, an Stangen befestigten Gebetsschal besteht und von Familienmitgliedern oder Freunden gehalten wird. Die Trauung nimmt der Rabbi vor und mittlerweile gibt es auch viele Rabbinerinnen. Jüdisch getauft wird man nicht, man ist automatisch Jude*in, wenn die Mutter diesen Glauben hat. Die Jungen werden im Alter von acht Tagen beschnitten. Die Mädchen erreichen ihre religiöse Mündigkeit, Bat Mitzwa genannt, im Alter von zwölf Jahren, die Jungen mit 13 Jahren die so genannte Bar Mitzwa. Ministranten gibt es in der Synagoge nicht, aber manche Kinder dürfen beim Verstauen der Torarolle, die mehrere zehntausend Euro kostet und deren Text nicht mit bloßen Händen berührt werden darf, helfen. Der Schrein, in dem sie verwahrt wird, ist immer Richtung Jerusalem ausgerichtet. Auf Nachfrage einer Schülerin erläuterte Gross, dass in Jerusalem die Schreine zur Klagemauer zeigen. In dieses letzte erhaltene Stück des alten Tempels habe sie jedoch noch nie einen Zettel gesteckt. Die Besucherin trug Ohrringe, die sich am Design des Davidsterns orientierten, dieses Symbol würde von Juden, die kein Pendant zum Papst haben, auch häufig an einer Kette getragen. Das Interesse der Schüler*innen war schier überwältigend! Leider können an dieser Stelle nicht alle Fragen und wohl überlegten Antworten von Frau Gross wiedergegeben werden.


Das Projekt „Meet a Jew“ wurde vom Zentralrat der Juden in Deutschland ins Leben gerufen, steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und dient der Prävention von Antisemitismus. Frau Elisabeth Gross (r.), eine jüdische Mitbürgerin aus Cham, besuchte hierfür die Schüler*innen der 7. Klassen des Nabburger Gymnasiums. Organisiert wurde die Begegnung von der Beauftragten für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ StRin Dr. Nadine Kilgert-Bartonek (2. v. r.).