Was haben Goethes Drama „Faust“ und E.T.A Hoffmanns Novelle „Der Sandmann“ aus der Epoche der Romantik gemeinsam? An beiden Texten kommt man in der Oberstufe eines Gymnasiums kaum vorbei. Den großen Worten der beiden literarischen Werke von Weltrang begegnet man dabei zumeist auf dünnem Reclam-Papier in gelbem Umschlag. „Da hält sich die Begeisterung oftmals in Grenzen“, stellte Christian Käsbauer, Deutsch-Lehrer am JAS-Gymnasium, lakonisch fest und eröffnete damit im Schmidt-Haus in Nabburg einen literarischen Abend der ganz besonderen Art, der von zwei Deutsch-Kursen des Gymnasiums mit ihren Lehrkräften Andreas Fröhlich und Christian Käsbauer gestaltet wurde. Dabei wuchs unter dem Titel „Faust aufs Auge – ein kreativer Rundumschlag“ fast spielerisch zusammen, was auf den ersten Blick vielleicht gar nicht zusammengehört: Schullektüre und der kreative Umgang mit deren Inhalten.
Und eben dieser Kreativität waren bei der Vorbereitung der bunt-verspielten, witzigen und originellen Revue rund um Fausts Streben nach dem, was die Welt „im Innersten zusammenhält“, und Hoffmanns Hauptfigur Nathanael, die sich irgendwo zwischen Kindheitstrauma und Wahnsinn bewegt, keine Grenzen gesetzt. So wurde Nathanael in einem Podcast einer psychologischen und literaturwissenschaftlichen Analyse unterzogen und bekam von Kai Buchheit in einer fulminanten Wutrede im Stil des Poetry Slams den Spiegel vorgehalten. Was er darin zu sehen und von Kai Buchheit zu hören bekam, war wenig schmeichelhaft.
Schlüsselszenen aus beiden Werken wurden daneben in Videoinszenierungen umgesetzt oder mit Performance-Kunst untermalt. Beindruckend waren auch die Bilder – von der Graphic Novel über den Einzelbild-Comic bis hin zur abstrakten Malerei – in denen sich die Schülerinnen und Schüler künstlerisch mit den beiden Werken auseinandergesetzt hatten. Deren Präsentation sorgte nicht selten für Gänsehautmomente.
Am Ende dieses wahrlich gelungenen Abends, der mit Unterstützung von Reinhard Westiner vom Schmidt-Haus ohne große Vorlaufzeit organisiert werden konnte, kamen dann noch einmal Andreas Fröhlich und Christian Käsbauer, die beiden Deutsch-Lehrer, die die Kreativleistung ihrer Schülerinnen und Schüler initiiert hatten, auf die Bühne. Beiden war dabei anzusehen, wie beeindruckt sie vom Gehörten und Gesehenen waren. Denn es passte einfach alles - wie die „Faust aufs Auge“.