Workshop zur Extremismusprävention am Schmeller-Gymnasium

Der Polizeibeamte Herr Thomas Estrada von der „Bayerischen Informationsstelle gegen Rassismus“ (BIGE) und Frau OStRin Alexandra Schichtl sowie StDin Frau Maren Köhn, die Regionalbeauftragten für Demokratie und Toleranz, hielten für die neunten Klassen an drei Tagen je einen vierstündigen Workshop. Organisiert wurde die Veranstaltung von StRin Dr. Nadine Kilgert-Bartonek, der Beauftragten für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Die ersten drei Schulstunden beschäftigten sich die Schüler*innen mit folgenden Fragen: Was bedeutet Extremismus eigentlich? Warum schließen sich Jugendliche extremistischen Gruppierungen an? Welche Dresscodes hat der Rechtsextremismus? Was kann man gegen Extremismus tun?

Anhand von Grundrechten, wie der Menschenwürde, der Meinungsfreiheit und dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, eruierten die Jugendlichen mit dem Polizeibeamten von der BIGE, dass die Menschenrechte da ihre Grenze hätten, wo die Würde, das Leben und die Freiheit eines anderen bedroht wären. Extremisten wollen die Kernelemente unserer Verfassung abschaffen und unsere Demokratie beseitigen.

Anhand des 17-minütugen Kurzfilms „RADIKAL“ gingen die Schüler*innen der Frage auf den Grund, warum manche Jugendliche extremistisch werden. Dies könne an Aggressionsproblemen, schlechten schulischen Leistungen, einem zerrütteten Elternhaus und fehlenden oder falschen Freundschaften liegen. Die jungen Erwachsenen sind unzufrieden mit sich selbst, frustriert, orientierungslos und fühlen sich allein gelassen. Sie sind häufig einfach gegen alles, ohne zu wissen, wofür sie eigentlich sind. Das macht sie leicht beeinflussbar und extremistische Gruppierungen, wie Linksextreme, Rechtsextreme oder Salafisten nutzen dies für ihre Zwecke aus. Sie bieten den Verzweifelten vermeintliches Verständnis, eine Gemeinschaft Gleichgesinnter und damit ein Gefühl der Zugehörigkeit. Dieses basiert jedoch auf falschen Antworten und um zusammenzugehören, werden Feindbilder geschaffen – also im Sinne von: Jetzt weißt Du, warum es Dir so schlecht geht!

In einer weiteren Einheit wurden den Jugendlichen verbotene Symbole und Zeichen der rechtsextremen Szene, wie beispielsweise das Hakenkreuz oder die „Siegrunen“ der SS erläutert. Glatzen, Springerstiefel und Bomberjacken seien passé, so Estrada. Häufig verfallen die Neonazis auf selbsterfundene Logos oder verstecken ihre Botschaften hinter Ziffern und Buchstaben. Zusätzlich spielt häufig die Farbsymbolik - schwarz, rot und weiß - eine Rolle. Wenn auf einem schwarzen T-Shirt vorne horizontal zwei rote Balken zu sehen sind, zwischen denen in zwei Zeilen die Konsonanten HKNKRZ stehen, so steht das für Hakenkreuz, wobei nur die Vokale weggelassen wurden. Die Eigenmarke „CONSDAPLE“ der Neonazis verschleiert die NSDAP. Das Modellabel „ellesse“ wurde von der Szene in „enness“ umgetauft, was sich als NS liest.

Estrada schloss seinen Workshop mit Aufforderung an die Schüler*innen, aktiv etwas gegen den Extremismus zu tun: Seid aufmerksam, informiert Euch, seid kritisch und hinterfragt Ansichten! Holt Euch Rat und Hilfe! Traut Euch, etwas zu sagen, seid aber zugleich tolerant. Engagiert Euch, aber friedlich und demokratisch!

In der letzten Schulstunde besprachen die Jugendlichen mit den Referentinnen von der staatlichen Schulberatungsstelle authentische Fälle aus dem Schulalltag zum Thema Extremismus. Die Ereignisse wurden diskutiert und die Schüler*innen sollten sich äußern, wie sie an dieser Stelle reagiert hätten.

Der Workshop fand bei Schüler*innen sowie Lehrkräften großen Anklang und soll künftig immer für die 9. Klassen am Gymnasium stattfinden.

 

Text und Foto: Dr. Nadine Kilgert-Bartonek