Unter diesen Umständen können wir nicht aufhören

Mit diesen Worten entschloss sich Dr. Josef Ziegler aus Pfreimd, die eigentlich geplante Auflösung des Vereins „Aktion Tschernobyl“ bis auf Weiteres auf Eis zu legen. Schweren Herzens war Mitte Februar im Verein der Entschluss gereift, zumindest die Hilfskonvois in die Ukraine nach über 30 Jahren nicht mehr zu unterhalten. Die pandemische Lage und das damit verbundene Risiko für die freiwilligen Helfer machte diesen Schritt nahezu unausweichlich. Persönliche Kontakte jedoch kann und will man nicht einfach so aufgeben, weshalb die Unterstützung auf anderen Wegen weiterlaufen sollte. Dann kam der Krieg und die Situation stellte sich plötzlich wieder anders dar, noch drastischer und katastrophaler. Man hatte sich dazu entschlossen, die wiederaufkommende Spendenbereitschaft und die nach wie vor guten Kontakte in die Ukraine zur humanitären Hilfe zu nutzen. Auch am JAS-Gymnasium rückte das zerbombte Land und die über den Verein entstandenen Verbindungen dorthin wieder vermehrt ins Bewusstsein. Deshalb freute es Dr. Ziegler umso mehr, dass wieder Spenden gesammelt werden konnten, um das Leid vor Ort ein wenig zu lindern. Dank der Weihnachts-Challenge konnten über Herrn Malzer 1500 Euro „erarbeitet“ werden. Durch die spontane Entscheidung von Herrn Schindler und der Fachschaft Musik, die Einnahmen aus der Big-Band-Session ebenfalls Herrn Ziegler und der Ukraine zur Verfügung zu stellen, konnte man den Betrag um weitere 1220 Euro aufzustocken, sodass insgesamt 2720 Euro übergeben werden konnten. „Etwas Anderes kam gar nicht in Frage“, so Herr Schindler zur spontanen Hilfeleistung. Bei einem Treffen zwischen Dr. Ziegler, Herrn Schwab sowie Herrn Malzer und Herrn Schindler, schilderte Ziegler auf beklemmende Art und Weise die Zustände in der Ukraine. So wurde im Verlauf des russischen Angriffskrieges das Krankenhaus in Narodytschi, nahe an der Grenze zu Weißrussland und am Rande der verstrahlten Zone um den Atomreaktor von Tschernobyl, schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Wände haben durch die Druckwellen von Bomben Risse bekommen, die Fenster sind notdürftig mit Folien oder Brettern abgedichtet. Mit weiteren Schäden sei zu rechnen, je länger der Krieg dauert. Die Kinderstation – bereits in Vorjahren vom JAS-Gymnasium durch Spenden unterstützt – wurde in den Keller verlegt, es fehle an Medikamenten, Verbandsmaterialien und Lebensmitteln. Ziel wird es sein, so Ziegler, das Krankenhaus in Narodytschi wieder instand zu setzen und damit die Versorgung der völlig zerstörten Krankenhäuser Owrutsch und Zhytomyr ein Stück weit mit zu übernehmen. Ganz aktuell könne man vermelden, dass am 25. März 2022 eine umfangreiche Hilfslieferung mit Medikamenten, Infusionen, Verbänden, medizinischen Instrumentarien und 2 Notfallgeräten auf den Weg gebracht werden konnten. Dies geschah unter anderem mithilfe des ersten Teils der oben erwähnten Spende, welche bereits vorab überwiesen werden konnte. Die Lieferung wurde von der Feuerwehr Zhytomyr an der polnischen Grenze übernommen und direkt in die Region Zhytomyr, Owrutsch und Narodytschi gebracht. Ein Teil des Spendenaufkommens soll für die Zeit nach dem Krieg zurückgehalten werden, damit ein nachhaltiger Wiederaufbau möglich sein wird. Dieses Ende möge hoffentlich bald eintreten, der Wiederaufbau werde stattfinden, egal, ob dann die russische oder die ukrainische Flagge in den Städten wehe. Für die vom Krieg gezeichneten Menschen in der Region sei das in der momentanen Situation – verständlicherweise – nicht das Wichtigste.

Wolfgang Malzer


Im Beisein von Schulleiter Christian Schwab (rechts) konnten insgesamt 2720 Euro von Herrn Malzer (Mitte links) und Herrn Schindler (links) an Herrn Dr. Ziegler (Mitte rechts) für seinen Verein „Aktion Tschernobyl“ in Pfreimd übergeben werden. Das Geld wird für dringende medizinische Hilfe in der vom Krieg schwer gezeichneten Ukraine gebraucht.